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Was ist der Cash Flow und wie wird er berechnet ?

  Allgemeine Definition Cash Flow

Der aus der amerikanischen Finanzanalyse stammende Begriff Cash Flow (Geldfluß, Kapitalzufluß) ist eine Kennzahl die angibt, welchen Nettozufluß liquider Mittel (= positiver Cash Flow) bzw. Nettoabfluß (= negativer Cash Flow) ein Unternehmen in einer Periode aus dem Umsatzprozeß erwirtschaftet hat und was somit unterjährig für Investitionen, Tilgungszahlungen oder Gewinnausschüttungen zur Verfügung steht (Finanzmittelüberschuß).
 
Ganz einfach gesagt ist der Cash Flow der Überschuss der Einnahmen über die tatsächlichen Ausgaben. Er lässt jene Geschäftsfälle unberücksichtigt, die keinen tatsächlichen Geldfluss (= Zahlung) bewirkt haben. Die beiden wichtigsten Geschäftsfälle dieser Art sind die Abschreibungen und die Rückstellungen.
 
Der Cashflow ist vor allem für Kreditgeber und Investoren sowie Aktionäre für die Beurteilung der Liquiditätssituation eines Unternehmens von Bedeutung. Er ist ein Maßstab für die Ertragskraft und Selbstfinanzierungskraft eines Unternehmens und zeigt die finanzielle Flexibilität und finanzielle Unabhängigkeit von außenstehenden Geldgebern an. Da der Cash Flow aufzeigt, in welchem Maße ein Unternehmen Finanzmittel von innen heraus (Innenfinanzierung) erwirtschaftet hat, stellt er insbesondere im Zeitvergleich zur langfristigen Unternehmensanalyse dar, wie groß das finanzielle Potenzial ist, welches das Unternehmen aus seiner erfolgreichen Tätigkeit schöpft und welche Werte es generiert. Ein niedriger Cash Flow führt also zu einer Schwächung des Eigenkapitals, somit zu einem erhöhten Verschuldungsgrad und schließlich zwangsläufig zu einer wachsenden Zinslast. Das Wachstumspotential des Unternehmens wird eingeschränkt.
 
Man könnte ja mit der Gewinn- und Verlustrechnung als Erfolgsausweis zufrieden sein, wäre da nicht u.a. das Übel der Ertragsbesteuerung. Um diese zu vermeiden, wird jeder Unternehmer versuchen, seine Aufwendungen groß und seine Erträge kleinzurechnen, was sich auf das Ergebnis der Gewinn- und Verlustrechnung auswirkt. Geschäftsfälle , die besonders leicht „verfälscht“ werden können sind insbesondere die oben bereits erwähnten Abschreibungen und die Rückstellungen. Die Gewinn- und Verlustrechnung ist also somit durch unternehmerische Entscheidungen verzerrt und stellt damit für Fremdkapitalgeber kein brauchbares Erfolgsmaß dar. Die Aussage der Cash Flow Rechnung hingegen ist eine viel bessere Aussage über Lage, Finanzierungskraft und Liquidität des Unternehmens. Schwankungen im Gewinn, die auf dem Investitions-Rhythmus beruhen, werden weitgehend ausgeschaltet. Insbesondere bei maschinenintensiven Unternehmen, welche hohe Abschreibungen verrechnen können, ist der Unterschied zwischen Jahresergebnis und Cash Flow ein erheblicher. Unterschiede zwischen verschiedenen Unternehmen in deren Bilanzierungspolitik (Branchenvergleich) werden ebenso weitgehend ausgeschaltet.
 
Der Cash Flow wird berechnet als Saldo der Einzahlungen und Auszahlungen der betrachteten Periode. Erträge und Aufwendungen, die in der Periode nicht zahlungswirksam sind, werden somit nicht berücksichtigt. Dies trifft insbesondere auf Abschreibungen und Zuführungen zu bzw. Auflösung von Rückstellungen zu. Auch periodenfremde Einflüsse werden ausgeblendet.
 
Unterschieden werden folgende Arten von Cash Flow:
 
  • Cash Flow aus der laufenden Geschäftstätigkeit
  • Cash Flow aus der Investitionstätigkeit
  • Cash Flow aus der Finanzierungstätigkeit

 

  Ermittlung des Cash Flow - direkte vers. indirekte Ermittlung

Der Cash Flow ist der Überschuß der regelmäßigen betrieblichen Einnahmen über die regelmäßigen laufenden betrieblichen Ausgaben. Generell bestehen zwei Möglichkeiten zur Berechnung des Cash Flow (auch: Cash Flow Analyse), welche zu dem gleichen Ergebnis führen sollten. Die direkte und die indirekte Methode:
 
Bei der direkten Ermittlung werden von den einzahlungswirksamen Erträgen (z. B. Umsatzerlöse, Beteiligungserträge, Zinserträge, Subventionen, Desinvestitionen, Kapitaleinlagen, Kreditaufnahmen, sonstige Einzahlungen) einer Periode alle alle betriebsnotwendigen, auszahlungswirksamen Aufwendungen (z. B. Materialkosten, Löhne und Gehälter, Zinsaufwendungen, Steuern, Investitionen, Kapitalentnahmen, Kredittilgungen, sonstige Auszahlungen) subtrahiert. Die Daten für die Berechnung erhält man aus der Gewinn- und Verlustrechnung sofern diese nach dem Gesamtkostenverfahren erstellt worden ist. Eine Gewinn- und Verlustrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren läßt die direkte Ermittlung des Cash Flow für außenstehende nicht zu.
 
Bei der indirekten Ermittlung werden ausgehend vom Jahesüberschuss nach Steuern sämtliche nicht zahlungswirksamen Aufwendungen, wie beispielsweise Abschreibungen, Verluste aus Anlagenabgang oder Erhöhung der Rückstellungen, addiert und alle nicht einzahlungswirksamen Erträge wie beispielsweise die Zuschreibungen, Erträge aus Anlagenabgang oder Verminderung von Rückstellungen subtrahiert, da sich all diese nicht auf den Zahlungsmittelbestand auswirken.
 
In der Praxis wird die indirekte Ermittlung bevorzugt. Ein allgemein anerkanntes Berechnungsschema gibt es jedoch nicht, lediglich Empfehlungen verschiedener Verbände, um methodenbedingte Missverständnisse zu vermeiden. Es gibt verschiedene Stufen des Cash Flows, die im Rahmen einer Kapitalflussrechnung / Cash Flow Statement ermittelt werden können und eine detaillierte Aussage über die Ertrags- und Finanzkraft eines Unternehmens geben. Mit dem Cash Flow lassen sich noch weitere Kennzahlen für Unternehmensvergleiche berechnen. Dies sind u.a. die Cash Flow Umsatzrendite, auch Cash Flow Rate genannt oder die Cash Flow Rendite, auch Cash Flow Return on Investment (CFROI).
 
Grafik Berechnung direkte Methode Grafik Berechnung indirekte Methode

 

  Was ist die Praktikerformel?

Die oben dargestellte indirekte Methode erscheint nur so kurz und knapp. In der Realität ergeben sich je nach Unternehmen, Branche und Geschäftssituation unterschiedlichste zahlungswirksame Veränderungen und Zu- und Abschreibungen. Daher hat sich eine sogenannte Praktikerformel etabliert:
 
Jahresüberschuss/-fehlbetrag
+ Abschreibungen
- Zuschreibungen
+ Erhöhung von langfr. Rückstellungen
- Verminderung von langfr. Rückstellungen
___________________________________________
= Cash Flow
 

  Aussagegehalt

Der Cash Flow soll Einblicke in die Liquiditätslage und finanzielle Entwicklung des Unternehmens geben. Aus Höhe und Entwicklung können Rückschlüsse auf die Kreditwürdigkeit und Expansionsfähigkeit (insbesondere zur Fähigkeit von Firmenkäufen) gezogen werden. Der Cash Flow ist schwieriger manipulierbar als der Jahresüberschuß, da die Größen Rückstellungen und Abschreibungen im Rahmen der Bilanzpolitik von Unternehmen zur zielgerichteten Steuerung des Jahresüberschußes eingesetzt werden können. Weil der Cash-Flow die Wirkungen dieser Art von Bilanzpolitik rückgängig macht, erweist er sich als aussagekräftiger als der in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesene Jahresüberschuß.
 
Der Vorteil des Cash-Flow im Vergleich zum Jahresüberschuß liegt insbesondere in der Einbeziehung der Abschreibungen: Der Verzehr von Substanz bei der Produktion eines Unternehmens bewirkt, daß dieser Substanzverlust abgeschrieben werden muß, wodurch der zu versteuernde Gewinn gemindert wird. Letztendlich steigern aber Abschreibungen die Selbstfinanzierungskraft der Unternehmen, denn verdiente Abschreibungen bedeuten eine Liquiditätsverbesserung.
 
Aber: Die Auffassungen über Inhalt und somit auch über die Aussagekraft des Cash Flow gehen in der betriebswirtschaftlichen Literatur erheblich auseinander.
 

  Unterschied Brutto Cash Flow und Netto Cash Flow

Beim Brutto Cash Flow werden steuerliche Einflüsse eliminiert, indem die ertragsabhängigen Steuern zum (Netto) Cash Flow hinzuaddiert werden. Das ist immer dann erforderlich, wenn die Zahlen internationaler Unternehmen miteinander verglichen werden sollen. Da sich die Steuern in unterschiedlichen Ländern in ihrer Höhe unterscheiden, ist der Brutto Cash Flow hier die bessere Wahl. Bei Personengesellschaften werden in diesem Kontext auch die Privatentnahmen addiert.
 

  Was ist ein freier Cash Flow?

Der freie Cash Flow zeigt die tatsächlich nach Verwendungen noch für Ausschüttungen an die Eigenkaptialgeber sowie für die Tilgung der Fremdfinanzierung verfügbaren Mittel an. Er ist ein wesentlicher Indikator für Kreditinstitute hinsichtlich der Rückzahlungsfähigkeit von Krediten. Ausgehend von dem wie oben berechneten Cash flow ermittelt man ihn wie folgt:
 
Cash Flow
- Ersatzinvestitionen
- Steuerzahlungen
_____________________________________________
= Operativer Cash Flow
- Erweiterungsinvestitionen in Sachanlagen
- Erhöhung des Working Capitals
_____________________________________________
= Freier Cash Flow
 

  Cash Flow Rate

Die Cash Flow Rate ist ein Maßstab für die Finanzierungskraft eines Unternehmens. Hierbei wird der Cash Flow ins Verhältnis zum Umsatz gesetzt. Je höher das Verhältnis / die Rate, desto besser ist die Liquidität und die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens zu beurteilen. Diese Kennzahl wird auch oft als Cash Flow Profitability bezeichnet.
 

  Cash Flow Return on Investment (CFROI)

Der Cash Flow Return on Investment ist ein Maßstab für die Beurteilung der Rentabilität des investierten Kapitals. Hierbei wird der Cash Flow ins Verhältnis zur Bilanzsumme gesetzt. Der CFROI ist ein um buchhalterische Verzerrungen bereinigter Return on Investment (ROI), da bei der Ermittlung des Cash Flow ja zum Beispiel Abschreibungen berücksichtigt werden.
 

  Literatur-Tipps

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von Prof. Dr. Stefan Behringer, Prof. Dr. Michael Lühn
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Erscheinungsdatum: 09. März 2016
ISBN: 3503166831

 
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