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Controlling, Controller und Controllership - was ist das?

  Einführung - Was ist Controlling?

Was ist Controlling? Was macht ein Controller, was sind seine Aufgaben? Nun, eine einheitliche Definition für die Begriffe Controlling und Controller ist in der Literatur nicht vorhanden. Es existieren vielmehr eine Vielzahl von Erklärungsversuchen für den aus dem amerikanischen Sprachraum stammenden Controlling-Begriff. Organisationen und Theoretiker haben im Zeitverlauf mit den raschen Änderungen der Inhalte und Anforderungen des noch jungen Berufsbildes einfache bis hoch komplexe Definitionen erstellt, jedoch die vielfältigen Aufgaben kaum kurz und knapp zusammenstellen können.
 
Neben den auch heute noch weiterschreitenden Entwicklungen der Anforderungen an das Controlling erschweren die in den verschiedensten Unternehmensgrößen und -branchen unterschiedlich ausgeprägten Jobrollen sowie das jeweilige Selbstverständnis eines Stelleninhabers eine allgemeingültige Definition erheblich. Controlling und Controlleraufgaben in einem Produktionsunternehmen mit mehreren tausend Mitarbeitern und einer Vielzahl von spezialisierten Controllern innerhalb der Organisation sehen sicherlich anders aus als bei einem kleinen Dienstleister mit nur einem Mitarbeiter, der sich um alle Belange der Finanzen vielleicht noch alleine kümmern muss. Wichtig, unabhängig von dem Unternehmen jedoch, bleiben die pro-aktive Einbringung des jeweiligen Controllers, sein Blick für das Wesentliche und sein Wille und seine Stärke in der Wahrnehmung von den notwendigen Aufgaben.
 
Nachfolgend wird, um einen schnellen und dennoch umfassenden Eindruck vom Controlling zu erreichen, zuerst die gängigste und u.E. bestverständliche Definition eines Controller-Leitbildes der International Group of Controlling aufgeführt. Hieran anknüpfend werden Herkunft und Entstehung des Controllings in Deutschland und die Frage "Was ist Controlling?" diskutiert. Einige wesentliche Begriffsdefinitionen sowie auch eine beispielhafte Aufgaben-/Stellenbeschreibung eines Controllers sollen Aufschluss geben über die gebräuchlichsten Arbeitsinhalte im Controller-Alltag.
 
Vom Begriff des Controllership nehmen wir in dieser Abhandlung bewußt Abstand, da dieser Ausdruck wohl in der anglo-amerikanischen Literatur als eine institutionelle (aufgabenbezogene) Sichtweise des Controlling verstanden wird, allerdings im deutschen Sprachgebrauch keine Durchsetzung erlangt hat.
 

  Controller-Leitbild der IGC International Group of Controlling

Die IGC International Group of Controlling hat am 14.09.2002 in Parma ein Leitbild erarbeitet, welches dem Stand der aktuellen Diskussion entspricht und die Rolle der Controller überwiegend sehr zutreffend beschreibt. Es kann als Anhalt für eigene Rollendefinitionen und/oder Ausgangspunkt für weitere Ausprägungen dienen:
 
"Controller gestalten und begleiten den Management-Prozess der Zielfindung, Planung und Steuerung und tragen damit Mitverantwortung für die Zielerreichung.
 
Das heißt:
  • Controller sorgen für Strategie-, Ergebnis-, Finanz-, Prozesstransparenz und tragen somit zu höherer Wirtschaftlichkeit bei.
  • Controller koordinieren Teilziele und Teilpläne ganzheitlich und organisieren unternehmensübergreifend das zukunftsorientierte Berichtswesen.
  • Controller moderieren und gestalten den Management-Prozess der Zielfindung, der Planung und der Steuerung so, dass jeder Entscheidungsträger zielorientiert handeln kann.
  • Controller leisten den dazu erforderlichen Service der betriebswirtschaftlichen Daten- und Informationsversorgung.
  • Controller gestalten und pflegen die Controllingsysteme."

 

  Begriffsdefinitionen Controlling

 Was ist Controlling?
 
Der Begriff "Controlling" kommt aus dem amerikanischen Sprachgebrauch (engl. to control) und bedeutet sinngemäß steuern, lenken, regeln, beherrschen. In den USA wurde er schon 1863 in der Bankenaufsicht, ca. 20 Jahre später in Elektro- und Eisenbahnunternehmen verwendet. Bereits 1931 wurde eine eigene Standesorganisation, das Controller´s Institute of America (CIA) gegründet, welches 1961 in Financial Executives Institute (FEI) umbenannt wurde. In Deutschland wurde der Begriff über die Tochterunternehmen von amerikanischen Konzernen geprägt.
 
Im Zuge der zwei großen Ölkrisen (1973/74 u. 1979) und der Ressourcenknappheit und Wachstumsgrenzen begann die wissenschaftliche Diskussion des Begriffs Controlling in breitem Umfang. Das operative Controlling war Ende der 70er Jahre in ca. 90% der deutschen Industriekonzerne eingeführt.
 
Der erste auf das Controlling ausgerichtete Lehrstuhl in Deutschland wurde 1973 an der Technischen Hochschule Darmstadt (heute Technische Universität Darmstadt) eingerichtet und mit Péter Horváth besetzt,
 
Die sinngemäße Übersetzung des Begriffes Controlling in die deutsche Sprache beschreibt die Reichweite des Controllings noch nicht genügend und es darf keinesfalls "control" nur mit "Kontrolle" übersetzt werden. Vgl. Serfling, Controlling, 1992, S. 16.: "Im Gegensatz zum deutschen Sprachgebrauch bedeutet Controlling somit mehr als lediglich kontrollieren. Die Kontrolle ist nur eine Teil-Funktion des Controllings. Der Kontrolle allein fehlt der ... Bezug zum Prozess der Unternehmensführung".
 
Dieser Bezug wird insbesondere bei dem oben zitierten Controller-Leitbild von der IGC International Group of Controlling deutlich. Aber auch die weiter unten genannten Begriffsdefinitionen von Horváth und Reichmann unterstreichen die Führungsunterstützung der Controllingfunktion.
 
Die Controllingfunktion wird häufig verglichen mit der eines Navigators an Bord eines Schiffes, welcher dem Kapitän Empfehlungen hinsichtlich Kurs und Fahrt des Schiffes gibt oder mit der eines Ralley-Copiloten, der dem lenkenden Piloten Informationen hinsichtlich der nächsten Kurven, Hügel etc. gibt. Die letztendliche Entscheidung und das Lenken obliegt jedoch grundsätzlich dem Führenden Kapitän bzw. Piloten.
 
Das Controlling nimmt in diesem Sinne also das zu verfolgende Ziel (bestimmter Hafen) auf und plant die Zielereichung (bestimmte sichere/kürzeste Route). Weiterhin kümmert es sich um die Verfolgung der möglichen Erreichung des Zieles, sprich die Messung bzw. Feststellung von Soll-Ist-Abweichungen vom Kurs (Unwetter) und die Erarbeitung von gegensteuernden Maßnahmen (neue Route) zur Beseitigung der Abweichungen. Controlling in diesem Sinne wird auch mit dem kybernetischen Regelkreis - Regelung und Steuerung durch Rückkopplung - veranschaulicht.
 
Die aktuelle Diskussion des Controllinginhaltes folgt der operativen Entwicklung im praktischen Einsatz: Controller werden vermehrt über die Navigator-Funktion hinaus in einer Innovator-Funktion agieren. In diesem Sinne fordert das Management über die Unterstützung zur Zielerreichung auch die innovative Diskussion neuer Zieldimensionen.
 
 Wer macht Controlling?
 
Deyhle, der bereits im Jahre 1971 die Controller Akademie gründete und sich seit dem der Zielgruppe der Controller widmet, prägte die Aussage, dass das Controlling nicht von den Controllern allein betrieben wird. Es entsteht vielmehr durch Manager und Controller im Team. Dieser Aussage inne ist die wichtige Feststellung, dass ein Controller alleine kein funktionierendes Controlling auf die Beine stellen kann. Vielmehr kommt es auf das Zusammenspiel der oder des Controllers mit dem Geschäftsführer, Vorstand und den Managementkollegen auf den unterschiedlichen Hierarchieebenen an. Nicht zuletzt deswegen werden einem guten Controller neben Fachwissen und Methodenkompetenz auch solch wichtige Eigenschaften wie Kommunikationsfähigkeit (Zuhören können, Frageverhalten), Beurteilungsfähigkeit, Überzeugungskraft, strategische Gestaltungsfähigkeit, Konsensfähigkeit und emotionale Intelligenz nachgesagt.
 
 Ausgewählte Begriffsdefinitionen:
 
Controlling ist nach Horváth „dasjenige Subsystem der Führung, das Planung und Kontrolle sowie Informationsversorgung systembildend und systemkoppelnd ergebniszielorientiert koordiniert und so die Adaption und Koordination des Gesamtsystems unterstützt. Controlling stellt damit eine Unterstützung der Führung dar: Es ermöglicht ihr, das Gesamtsystem ergebniszielorientiert an Umweltänderungen anzupassen und die Koordinationsaufgaben hinsichtlich des operativen Systems wahrzunehmen.“ (Horváth, 1998)
 
Reichmann sieht Controlling als „die zielbezogene Unterstützung von Führungsaufgaben, die der systemgestützten Informationsbeschaffung und Informationsverarbeitung zur Planerstellung, Koordination und Kontrolle dient; es ist eine rechnungswesen- und vorsystemgestützte Systematik zur Verbesserung der Entscheidungsqualität auf allen Führungsstufen der Unternehmung.“ (Reichmann, 1997)
 

  Unterscheidungsarten / Spezifikationen des Controlling

Es besteht eine grundsätzliche Unterscheidung von Controlling in operatives und strategisches Controlling. Das operative Controlling konzentriert sich stark auf quantifizierbare Werte und ist kurz- bis mittelfristig ausgerichtet, während das strategische Controlling die überwiegend langfristig dimensionierten, qualitativen Faktoren mit einbezieht.
 
Weiterhin bestehen je nach Unternehmen und Branche zum Teil weit streuende Unterscheidungsmöglichkeiten hinsichtlich der betrieblichen Funktionalität in z.B. Finanzcontrolling, Einkaufscontrolling, Personalcontrolling, R&D-Controlling, Produktionscontrolling, Vertriebscontrolling und weitere. Insbesondere in Großunternehmen werden bereichsspezifische Unterteilungsmöglichkeiten in Geschäftsbereichscontroller, Divisionscontroller, Business-Unit-Controller, Regionalcontroller u.ä. vorgenommen. In Projektgesteuerten Organisationen sind vielfach spezialisierte Projektcontroller anzutreffen.
 

  Stellenbeschreibung Controller (m/w)

Was sind die Aufgaben von einem Controller? Was ist die Aufgabe vom Controlling? Folgend finden Sie eine beispielhafte Stellenbeschreibung für Controller/innen mit mehrjähriger Berufserfahrung. Die zahlreichen genannten Aufgaben eines Controllers sind nicht auf eine real existierende Controlling-Stelle bezogen sondern sind vielmehr eine Vielzahl von möglichen Aufgaben, die in einer Stelle in unterschiedlicher Anordnung vorkommen können. Die erfolgreiche Erfüllung sämtlicher genannter Aufgaben in einer Stelle von einer Person ist sicherlich unrealistisch.
 
 Ziel der Stelle:
 
Die Controlling-Stelle hat im Rahmen der zugewiesenen Aufgaben und der damit verbundenen Gesamtverantwortung dazu beizutragen, dass das Werk XYZ in Konzeption und Anwendung über aktuelle und wirksame Controlling-Konzepte verfügt und die Transparenz von Leistungs- und Werteflüssen im Werk gewährleistet ist.
 
 Anforderungen an den/die Stelleninhaber/in:
 
  • Abschluss eines Studiums der Wirtschaftswissenschaften mit Themenschwerpunkt Controlling/Rechnungswesen
  • Mehrjährige Berufserfahrung im Bereich Controlling eines produzierenden Unternehmens

 
 Zur Aufgabenerfüllung erforderliche Tätigkeiten im Einzelnen:
 
  • Unterstützung der Geschäftsführung und der Managementkollegen bei der Steuerung und der Koordination der Leistungen der Abteilungen durch Informationsbesorgung und zielorientierte Auswertung und Maßnahmenvorschläge
  • Erarbeitung von Controlling-Richtlinien (eines Controllingkonzeptes) einschließlich Pflege und Aktualisierung
  • Koordination und Mitwirkung bei der Planung und Festlegung der strategischen und operativen Ziele des Werkes insgesamt und der einzelnen Abteilungen
  • Auf-, Ausbau und Pflege der Kosten- und Leistungsrechnung
  • Ãœberwachung von Zielen mit Kennzahlen
  • Auf- und Ausbau des Berichtswesens, Entwicklung von Berichtsstandards und Automatisierung
  • Auf- und Ausbau eines Systems zur innerbetrieblichen Leistungsverrechnung
  • Auf- und Ausbau des Beteiligungscontrollings in Abstimmung mit dem Beteiligungsmanagement
  • Auf- und Ausbau eines Investitionscontrolling incl. entsprechender Richtlinien
  • Auf- und Ausbau eines Projektcontrolling in Abstimmung mit der Entwicklungsleitung
  • Auf- und Ausbau eines Risikocontrollings in Abstimmung mit der Geschäftsführung
  • Entwicklung und Pflege von Planungs-, Kontroll- und Informationsstrukturen
  • Vorbereitung operativer und strategischer Führungsentscheidungen
  • Erstellung von Angebotskalkulationen
  • Erstellung von Wirtschaftlichkeits- und Rentabilitätsberechnungen vor/bei der Planung von Investitionen
  • Erkennen und Ermitteln der Ursachen von Planabweichungen, Erstellen von Abweichungsanalysen, Ausarbeiten von Handlungsalternativen zur Beseitigung der für die Planabweichungen verantwortlichen Ursachen und zur Verhinderung von absehbaren Planabweichungen
  • Koordination von internen und externen Audits
     
 Persönliche und soziale Anforderungen an den/die Stelleninhaber/in:
 
  • Beherrschung des aktuellen Fachwissens in den für das Aufgabengebiet relevanten Fachgebieten
  • Erfahrung im Bereich Controlling und Branchenkenntnisse
  • Fähigkeit, analytisch, konzeptionell und umsetzungsorientiert zu denken
  • Fähigkeit zur verständlichen Darstellung und Vermittlung komplexer Zusammenhänge
  • Kooperationsfähigkeit
  • Verhandlungsgeschick
  • Organisationsgeschick
  • Belastbarkeit
  • Flexibilität und Innovationskraft
  • Fähigkeit, mit Ambivalenzen umzugehen, in notwendige Auseinandersetzungen einzutreten und Spannungen zu ertragen
  • Durchsetzungsvermögen und hohe Sozialkompetenz
  • Kenntnisse in Business Intelligence, Analytics und digitalen Prozessen
  • Sehr gute Kenntnisse in der Arbeit mit Tabellenkalkulationsprogrammen
  • Kenntnisse VBA-Programmierung von Vorteil
  • Gute englische Sprachkenntnisse

 

  Fachbeiträge und Praxisberichte

Das erweiterte Controller-Leitbild
Fachbeitrag von Bernd Külpmann zur Positionierung als kompetenter Managementpartner
Fachbeitrag lesen >>
 
Organisation des Controller-Service
Fachbeitrag von Manfred Grotheer über Aufgaben, Kompetenzen und Einbindung der Controller
Fachbeitrag lesen >>
 

  Literatur-Tipps

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Erscheinungsdatum: Oktober 2021
ISBN: 3039093665

 
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Controlling für Dummies
von Michael Griga, Arthur Johann Kosiol, Raymund Krauleidis
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ISBN: 3527720383

 
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  Ergänzungen zum Thema Controlling-Definition ... ?

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